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Der Zweite Weltkrieg hat in unserer Stadt bis zum heutigen Tag seine Spuren hinterlassen. Auch wenn ihn viele Einwohner unserer Stadt nicht mehr erlebt haben, so erinnern weltliche wie auch kirchliche Denkmäler an die schwere Zeit von 1939 - 1945.
Am Eingang unseres Friedhofs sind auf Steinplatten die Namen all derer aufgezeichnet, die im Krieg ihr Leben lassen mussten. Schon kurz nach Kriegsausbruch am 1. September 1939 hatte die Stadt die ersten Gefallenen zu beklagen. Walter Elsner führt die lange Liste der Gefallenen und der in der Stadt ums Leben gekommenen Mitbürger an. Sie führt über all die Kriegsjahre und darüber hinaus bis in das Jahr 1962, wo als Letztem der Tod von Werner Merkt verzeichnet ist. Unweit von der Gedenkstätte für die Toten dieses Krieges liegt das KZ-Ehrenmal, wo Häftlinge aus vielen Ländern nach qualvoller Gefangenschaft ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Darüber hinaus zeugen in unserer Stadt auch kirchliche Denkmäler an die grausamen Kriegsjahre. Im Protokollbuch des Kirchenstiftungsrates ist unter dem 11. Februar 1945 vermerkt: „Die Stadt rückt immer mehr in Frontnähe. Die Luftgefahr wird immer ernster. Der Vorsitzende des Kirchenstiftungsrates, Dekan Ernst Sorg, trägt daher dem KStR den Gedanken vor, mit dem er sich schon länger beschäftigt: der Muttergottes ein Versprechen zu machen. Der KStR nimmt den Gedanken freudig auf und beschließt, falls die Stadt vor größeren Kriegsschäden bewahrt bleibt, eine Marienkapelle zu bauen.“ Am 20. April 1945 greifen feindliche Tiefflieger einen Munitionszug im Bahneinschnitt von Hofen an. Es fielen Phosphorgeschosse und Brandbomben. Den erfolglosen Beschuss empfanden viele als ein Wunder. Die Explosion des Zuges hätte den Bewohnern der Stadt Tod und Vernichtung gebracht. So hielten Dekan Sorg und seine Gemeinde an dem Vorhaben fest. Aus großer Dankbarkeit spendete die Bürgerschaft für die geplante Kapelle, doch die Währungsreform 1948 entwertete die Ersparnisse. Die Spendenfreudigkeit ließ auch nach der Einführung der neuen Währung nicht nach. Waldhornwirt Oskar Hagen stiftete für den Bau der Kapelle das Grundstück. Am 28. Oktober 1950 tat man den ersten Spatenstich und viele freiwillige Helfer trugen zum raschen Gelingen des Bauvorhabens tatkräftig bei. Am 27. Mai 1951 weihte Dekan Sorg mit der Gemeinde die Marienkapelle ein. An der südlichen Außenwand schuf Franz Bayer aus Oberzell/Ravensburg sehr ausdrucksvoll das Bild der Schutzmantelmadonna „Maria schützend über der Stadt“.
30 Jahre nach der Einweihung haben sich an der Marienkapelle erhebliche, teils von den darumstehenden hohen Bäumen verursachte Witterung- und Feuchtigkeitsschäden gezeigt. Die Kolpingsfamilie ging daran, die Kapelle in Eigenarbeit zu sanieren. Am 1. Mai 1984 waren die Arbeiten abgeschlossen.
Im Jahr 2009 zeigte das Kleinod unserer Stadt erneut schwere Schäden. Architekt Thomas Klink, dessen Großvater die Kapelle einst geplant hatte, stellte fest, dass der Dachstuhl von Schädlingen befallen und eine Erneuerung des Daches unumgänglich ist.
Pfarrer Maurer und der Kirchengemeinderat beschlossen, die Marienkapelle nach den Vorgaben des Architekten zu erneuern. Die Sanierungsarbeiten begannen im zweiten Halbjahr 2009 und zogen sich bis ins Jahr 2010 hin. Malermeister Meinrad Widmann, der seit vielen Jahren die Marienkapelle ehrenamtlich betreut, kümmerte sich um die Malerarbeiten, denn die Fassade musste neu gestrichen werden. Möge dieses Kleinod der Stadt, das seine Entstehung im Jahre 1945 großer Angst der Bürgerschaft vor verheerenden Fliegerangriffen verdankt, noch lange erhalten bleiben.
Am 6. Mai 1945 tagte der Kirchenstiftungsrat erneut. Im Protokoll der Sitzung heißt es:
„Seit Jahren stehen die Figuren von einer früheren Ölbergdarstellung im Gemeindehaus. Der Vorsitzende, Dekan Ernst Sorg, gibt die Anregung, die Figuren wieder zu verwenden und einen Ölberg in einer Nische der Stadtpfarrkirche anzubringen - zum Gedächtnis an die während der Luftangriffe ausgestandenen Todesangststunden. Der KStR beschließt, diesen Plan ausführen zu lassen.“
Seit dieser Zeit also gibt es an unserer Stadtpfarrkirche den „Ölberg“ zur Erinnerung an die vielen Ängste, welche die Menschen unserer Stadt während des Krieges bedrängt haben. „Kommt unser Vater, kommt unser Sohn, kommt unser Bruder unversehrt von der Front zurück?“, so fragte man sich in vielen Familien der Stadt immer wieder sorgenvoll. Die Zahl der Gefallenen auf dem Ehrenmal vor unserem Friedhof lässt erahnen, wo oft es kein Wiedersehen mit den Lieben zu Hause gegeben hat. Leider ist dieses Erinnerungsdenkmal an der Stadtpfarrkirche in der Nacht vom 14./15. November 2009 mutwillig zerstört worden. Pfarrer Maurer und mit ihm die ganze Gemeinde waren entsetzt über dieses Geschehen. Man beschloss, durch Spenden die aufwendige Sanierung der Figurengruppe zu finanzieren. Zur Freude der ganzen Gemeinde segnete Pfarrer Maurer am Gründonnerstagabend 2010 die restaurierte Ölberggruppe. Ein schmuckes Gitter schmückt sie nun vor Übergriffen.
Fritz Mattes, November 2010
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