Im Herbst 2007 war in unserem „Katholischen Sonntagsblatt“ die Mitteilung zu lesen, dass ein in Spaichingen geborener und getaufter Benediktiner selig gesprochen werden soll. Wer war dieser Pater Gregor Sorger?, so fragten sich viele in unserer Gemeinde.
Die Familienbücher unserer Pfarrei gaben Auskunft und bestätigten, dass Pater Gregor Sorger am 19.11.1906 in unserer Stadt geboren und wenige Tage später in unserer Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul getauft worden ist. Es wäre schade, wenn die Seligsprechung von Pater Gregor nur einer Tagessensation gleichkäme. Die Kirche stellt uns die Seligen als „Vorbilder im Glauben“ vor Augen. Erst nach sorgfältiger Prüfung des Lebenswandels solcher Menschen erfolgt meist nach vielen Jahren nach dem Tod die Seligsprechung. So haben nun die für den Seligsprechungsprozess Verantwortlichen gefragt: Wie hat Pater Gregor Sorger seinen Glauben gelebt? Wie ist er in diesem Glauben gestorben?
Aus der Erzabteil St. Ottilien wurde unserer Gemeinde „der aktuelle Stand“ im Seligsprechungsprozess der „Märtyrer von Tokwon“, zu denen auch unser Pater Gregor gehört, mitgeteilt. Darin heißt es:
„So finden wir Pater Gregor ab 1940 in Tokwon. Am Seminar der Abtei unterrichtete er Musik, Englisch und Deutsch. Außerdem war er Sekretär von Abt-Bischof Bonifatius Sauer und Organist an der Abteikirche. Bei der Aufhebung Tokwons kam er ins Gefängnis nach Pyongyang, von dort ins Lager in Oksadok bzw. Manpo. In Manpo starb er am 15. November 1950 den Hunger- und Erfrierungstod.“
Unter der Überschrift „Sein Lebensende“ wird in den Mitteilungen der Erzabtei St. Ottilien der Leidensweg von Pater Gregor im Einzelnen geschildert:
„Zusammengepresstsein ist furchtbar. Aber wir wärmen uns auf diese Weise gegenseitig, sonst würden wir alle erfrieren. Ohnedies erfrieren verschiedenen die Zehen; die Nägel und die Haut fallen ab. Pater Gregor Sorger (von der Erzabtei Beuron) ist schon am dritten Tag ganz steif. Er verliert das Bewusstsein und stirbt in den Armen der Ärztin am 15. November.“
Die hier genannte Ärztin war die Lagerärztin Dr. Diomedes Meffert OSB. Sie hat über die letzten Tage von Pater Gregor folgendermaßen berichtet:
„Schon der Aufenthalt im Gefängnis griff seine Gesundheit stark an. Von dauernden Durchfällen ermattet, kam er ins Lager und kam auch nie mehr recht zur Kraft. Von Natur aus besinnlich und ruhig und von einer geradezu kindlichen Frömmigkeit, hat er nie viel über seine Leiden gesprochen, die wohl zumeist in Überanstrengung und Hunger bestanden. Da er wenig Eignung für praktische Arbeiten zeigte, war er den persönlichen Schikanen der stets zur Arbeit hetzenden Beamten in besonders hohem Grade ausgesetzt, eine Tatsache, die ihm auch seelisch viel zu tragen gab. Allen Lagergenossen ist es wohl unvergesslich, wie er auf den weiten Wegen zu den Feldern und Weideplätzen stets den Rosenkranz in der Hand trug. Er hat wohl ungezählte Rosenkränze gebetet. Schon die strapaziöse Flucht nach Manpo, die er zu Fuß mitmachen musste, hatte ihn so sehr geschwächt, dass er bei den häufigen Fliegeralarmen dort im Gefängnis kaum mehr zu den Laufgängen im Hof gelangen konnte. Der Brandbombenangriff auf eben dieses Haus mit seinen furchtbaren Erregungen und der darauf folgende Kreuzweg zu einer notdürftig errichteten Gefangenensiedlung in einem nahen Bergtal zehrten seine letzte Kraft auf. Unser Gefängnisloch war ein eiskalter, roh gedeckter Raum über dem blanken Erdboden. Zu essen gab es damals nichts als hie und da gesottene Maiskörner, und so ist Pater Gregor der Not dieser Tage erlegen, man kann sagen buchstäblich verhungert und erfroren. Das war der 15. November 1950.“
Die Lagerärztin berichtet:
„Für den toten Pater Gregor gab es keinen Nebenraum mehr, in dem seine Leiche mit Ruhe hätte liegen können. Er lag buchstäblich an der Landstraße unserer Hütte, jeder musste sich an ihm vorbei drücken. Es war, als entschuldigte er sich noch in seiner bescheidenen Weise, dass er den Platz wegnehme. Unsagbar arm lag er da, aber er lächelte - es war so ein kindlich-reines Lächeln, das uns, seinen gehetzten Lebensgefährten, sagte: Macht euch nichts daraus, das Schönste kommt ja erst!“
Pater Odilo Ramroth OSB war ein Weggefährte von Pater Gregor. In einem Brief vom 16.11.1954 an den Bruder Friedrich Sorger schreibt Pater Odilo:
„Ich war mit Ihrem Bruder Pater Gregor schon in Japan zusammen und dann die Jahre hindurch in Korea und in der Verbannung bis zu seinem Tode... Nach seinem Tod hatte ihr lieber Bruder einen ganz himmlischen, engelhaften Gesichtsausdruck, viele von uns waren tief beeindruckt.“ Die Lagerärztin, Schwester Diomedes Meffert schrieb am 28. Februar 1954 ebenfalls einen Brief an Bruder Friedrich. Darin teilt sie diesem mit: Ein engelgleiches Lächeln verklärte das Gesicht des Toten. R.i.P. Ich kann Ihnen nur gratulieren zu Ihrem ‚Märtyrerbruder’.“
Weitere Informationen über P. Gregor Sorger auf der Homepage der Ezabtei Beuron.