Das jüngste Gotteshaus in Dürbheim haben die Familien vom Risiberg 1975/1976 unter der Initiative und Leitung von Franz Dreher erbaut Der Risiberg ist erst seit 200 Jahren (1815) besiedelt. Der Name „Risiberg" kommt von sog. „Holzriesen", dem „Hinabrollen" von Holz ins Tal. Lm alpenländischen Raum nannte man eine „Fuhre Heu" vom Berg ins Tal eine „Riese". Es gibt daher einen alten steilen Pfad vom Risiberg nach Dürbheim, der „Risi" heißt. Die Kinder sind diesen Weg früher, Sommer wie Winter, zum Schülergottesdienst und zur Schule gegangen.
Die Risiberger haben sich und vielen Gläubigen einen viel gehegten Wunsch nach einer Marienkapelle in Dürbheim erfüllt; unweit der ehemaligen Wallenburg und seiner tief frommen Gräfin Hildegard steht dieses Heiligtum. Die Marienkapelle auf dem Risiberg liegt leicht erreichbar nördlich des Weilers am Waldrand in landschaftlich herrlicher Lage: wundervoll im Sommer und bezaubernd im Winter, ein viel gesuchtes Photomotiv. Das Gotteshaus entspricht, geringfügig im Chorbereich abgewandelt, der „Schönstatt-Kapelle" in Vallendar, der Friedhofkapelle des einstigen Frauenklosters. Die Änderung des an „Schönstatt Kapelle" orientierten Planes hatte der staatliche Landschaftsschutz verpflichtend für die Baugenehmigung gemacht.
Die Marienkapelle trägt ein Satteldach mit Dachreiter und Glöcklein Die Chor Wand ziert das „MTA-Gnadenbild" von Schönstatt. Das Original malte Ende des 19. Jahrhunderts der italienische Meister Luigi Crosio (1835-1915).
Pater Joseph Kentenich (+1968) hat das Marienbild 1915 für die Schönstattfamilie als „Mater ter admirabilis" erwählt, als die „Dreimal wunderbare Mutter". Den künstlerischen Bildrahmen gestaltete Wendelin Mat von Trossingen. Wendelin Matt schuf 1977 den Bischofsthron und Zelebrationsaltar im Chor des Rottenburger Doms. Kreuz und Josefs Statue schnitzte wahrscheinlich der Spaichinger Bildhauer Karl Kuolt (1879), der als Professor in Bayern (München) und Südtirol wirkte. - Die prächtigen Betonglasfenster von Derix / Rottweil („Schöpfungstag" und Jägerschutzpatron „Sankt Hubertus") sind ein Werk des in der religiösen Kunst namhaften Professors Albert Birkle von Salzburg.
Die Pfarrkirche des benachbarten Böttingen wird ebenfalls durch ein leuchtendes Betonglasfenster (Tauffenster) von Professor Birkle verschönt. Zelebrationsaltar und Kapellenbänke fertigte kunstvoll und zugleich funktional Gebr. Hauser von Spaichingen.
Neben dem modernen Bronze-Tabernakel mit Abendmahlrelief aus der Glockengießerei Bachert Heilbronn / Bad Friedrichshall vervollständigt eine barocke Statue des HI Erzengel Michael aus Schenna in Südtirol die Ausstattung. Der Erzengel Michael als „Patron Deutschlands" zählt in vielen älteren Kirchen zu den bevorzugten Schutzheiligen. Der Hl. Michael wurde 1772 auch auf den barocken Altargemälden in „Sankt Peter und Paul" und „Sankt Kosmas" vom Spaichinger Kirchenmaler Franz Josef Hauser (1744 - 1833) abgebildet. Die Kapellen- und Altarweihe vollzog am 19. September 1976, dem „Siebenschmerzensfest", Domdekan Max Müller von Rottenburg.
Der Glaube kann Berge versetzen, aber auch Wunderbares verwirklichen, das tief im Herzen eines Menschen glüht. Ein lang ersehnter Herzenswunsch der Risiberg Bewohner ist 1976 in Erfüllung gegangen. Aber es war ein langer Weg, bis dieser Wunsch Wirklichkeit geworden ist. Das kleine schmucke Gotteshaus, die Marienkapelle, auf dem Risiberg. Schon in den 30 er Jahren wollte der Pfarrer lnnozenz Häfele von Dürbheim im Ortsteil Risiberg, am Rande des Heuberges eine kleine Kapelle errichten lassen. Aber die anfallenden Kosten und die darauffolgenden Kriegsjahre bis 1945 ließen diesen Plan in Vergessenheit geraten. Denn im Jahre 1944 ist Pfarrer lnnozenz Häfele verstorben. Sein Nachfolger, Pfarrer Eugen Häfele, der Anfang der 50ger Jahre die Dürbheimer Kirchengemeinde übernahm, konnte den Wunsch seiner Gemeinde, ein Gotteshaus auf dem Risiberg zu errichten, auch nicht verwirklichen.
Franz Dreher vom Risiberg, der 1960 geheiratet hatte, sagte damals am Hochzeitstag zu seiner Frau: „Solange ich lebe, kommt noch eine Kapelle auf den Risiberg. Das ist mein Herzenswunsch, an dem ich immer festhalten werde."
Mit Albert Staiger, der gleichfalls auf dem Risiberg wohnte, fand er einen edlen Mitstreiter seines Herzenswunsches, so dass Franz Dreher und Albert Staiger die Gründer und Kapellenväter sind. Zwei Familien. hatten sich für die Verwirklichung eines Heiligtums, eines Gotteshauses gefunden. 1972 plante Franz Dreher mit Albert Staiger den Bau der Kapelle. Nicht nur die finanzielle Seite war ein Problem, auch die vielen, langen andauernden Gespräche mit dem Naturschutz, dem Landschaftsschutz, der Gemeinde, und nicht zuletzt der Kirchlichen Hoheit mussten bewältigt werden. Aber wo auf dem Risiberg sollte diese Kapelle stehen? Vielmals umwanderten Franz Dreher und Albert Staiger zusammen mit Bürgermeister Fechter von Dürbheim den Risiberg, um den geeignetsten Platz zu finden. Hier an der Nordlinie, oben am Hang, da waren sich alle nach langem Suchen einig, hier oben an dieser Stelle soll das Gotteshaus errichtet werden. Im Oktober 1975 war es soweit, die Genehmigung vom Amt für den Kirchenbau war eingetroffen, und mit dem Aushub konnte der Bau beginnen. Viele Helfer haben mit Franz Dreher und Albert Staiger unendlich viele Stunden um Gotteslohn und einem Vesper im Gasthof Waldeck bei Franz Dreher dieses Werk geschaffen. Auch die Nicht-Kirchgänger haben mit Hingabe, zusammen mit allen Risiberg-Bewohnern ihr Schärflein zum Bau ihrer Kapelle beigetragen.
An Weihnachten war dann das Richtfest, und im Winter 1975/76 wurden die Innenarbeiten ausgerichtet. Die Außenanlagen wurden im Frühjahr und die Erdkabel im Sommer fertig gestellt. Der Festtag, an dem die Kapelle durch Prälat Müller aus Rottenburg eingeweiht werden sollte, war auf den 19. September 1976 festgelegt. Die Tage davor waren geprägt durch heftige Regenschauer, und das Tal wurde von dichtem Nebel überdeckt. Auch am 19. September, dem Einweihungstag, lag bei bedecktem Himmel Regen in der Luft, als Prälat Müller von Dürbheim durch dichte Nebelbänke hinauf zum Risiberg fuhr. Doch der 19. September war ein Segenstag für die Einweihung der neu errichteten Marien-Kapelle.
Als Prälat Müller an der Risiberg-Kapelle ankam, öffnete sich der Himmel und bei herrlichem Sonnenschein konnte er mit der Musikkapelle, dem Gesangverein von Dürbheim und zahlreichen Gästen die Einweihung der Marien Kapelle feiern. Treten wir ein, in dieses mit Herzensglut errichtete Heiligtum, knien uns nieder zum stillen Gebet, um uns in Gottes Hände fallen zu lassen. Zu danken, um hier neue Kraft, Hoffnung und Frieden zu finden für die Mühen und Sorgen des Alltags.
Die künstlerische, harmonische Gestaltung der Kapelle wurde als Schönstattkapelle ausgerichtet. Hier haben die Risiberger und ihre Gönner mit viel Mühe und Hingabe Handwerkliches und Künstlerisches für ihr Gotteshaus geschaffen. Die Chor Wand ziert das Gnadenbild der Dreimal Wunderbaren Muttergottes von Schönstatt. Den Bildrahmen dazu gestaltete und formte Wendelin Matt aus Trossingen. Das Christuskreuz schuf schon vor vielen Jahren der Spaichinger Bildhauer Karl Kuolt. Viele Jahre lag es vergessen auf dem Dachboden des Kindergartens von Dürbheim. Pfarrer Sommer von Dürbheim schenkte es Franz Dreher für die Risiberger Marienkapelle. Auch die Statue des heiligen Josefs wurde auf dem Dachboden des Kindergartens wiedergefunden und schmückt jetzt neu restauriert das Gotteshaus. Die barock gestaltete Skulptur des Heiligen Erzengel Michael kommt aus Schenna in Südtirol. Er zählt als Patron Deutschlands in vielen älteren Kirchen zu den bevorzugten Schutzheiligen.
Wie mit einer Gottesfügung wurden die Betonglasfenster erschaffen. - Gehen wir in Gedanken noch einmal zurück, als im Winter 1976 Franz Dreher noch im nebelverhangenen Kapellenrohbau am Innenausbau arbeitete.
Unerwartet trat ein Fremder zu ihm in die Baustelle, in der noch die Fenster und die Eingangstür fehlten. Nachdem sich der Fremde den Rohbau der Kapelle angesehen hatte, fragte er, ob die Fenster schon geplant und entworfen seien. Als Franz Dreher dies verneinte und sagte, es müsste für diese Arbeit erst noch jemand gefunden werden, bot sich der Fremde spontan an, diese Betonglasfenster kostenlos zu entwerfen und zu gestalten. Dieser Fremde war Professor Albert Birkle aus Salzburg, der bei einem Spaziergang zufällig zu der Kapellenbaustelle kam. Das Hubertus Mosaikfenster stiftete Rudolf Welte, ein Jagdfreund der Familie Dreher. Ein Bronze-Tabernakel mit Abendmahlrelief von der Glockengießerei Bachert Heilbronn vervollständigt die Ausstattung dieser kleinen Kapelle und wurde von Pfarrer Reinhold Sommer und Marie-Luise Kuferschmid gestiftet. Die Weihnachtskrippe entwarf und fertigte Mathias Schöttle, die Krippenfiguren schnitzte Karoline von Nendingen.Das Glöcklein der Kapelle stiftete Josef Mattes, LosterSeppl genannt, der keine Mühe scheute und mit seinem handwerklichen Können überall mithalf. Franz und Johann Staiger installierten die elektrische Anlage der Kapelle. Die Dachverkleidung für den Glockenturm fertigte Berthold Schöttle. Rosa Wild und Sohn Franz gaben viele Spenden, die für den Bau der Kapelle verwendet wurden. Franz Dreher hat an dieser Stelle den Herzenswunsch nochmals allen zu danken, die mithalfen, dieses kleine Gotteshaus zu bauen.
Die Marienkapelle erfreut sich großer Beliebtheit und ist zu einem besonderen Kleinod geworden, das in das christliche Leben der Risiberger eingebunden ist. Zu Andachten, Taufen, Messen, Bündnisstunden und zum stillen Gebet treffen sich hier Menschen mit christlichem Glauben und marianischer Frömmigkeit aus der ganzen Region.
25 Jahre sind seitdem vergangen. 25 Jahre pflegte und schmückte Franziska Dreher die Kapelle und Johann Staiger versah den Mesner Dienst. Mit einem Prozessions-Festgottesdienst konnten die Risiberg-Bewohner mit ihren Glaubensbrüdern und vielen Gästen am Sonntag, den 23. September 2001 den 25. Geburtstag der Marienkapelle feiern.
Auf das Innigste mit der Marienkapelle verbunden sind Franziska, Hedwig und Franz Dreher bei der festlichen Feierstunde, die Kanonikus Reinhold Sommer zelebrierte. So ist die Risiberger Marienkapelle, die zwischen dem Dreifaltigkeitsberg und der Kapelle Aggerhausen liegt, zu einem religiösen und marianischen Mittelpunkt am Rande des Heubergs geworden. Die Kapelle ist für jeden Gläubigen geöffnet, der den Herzenswunsch zur Besinnung und zu einem stillen Gebet hat. Möge dieses kleine Gotteshaus uns Menschen immer wieder Zuversicht, Kraft und inneren Frieden geben, den wir in unserem Leben brauchen.